Co-Chefin Weidel nennt Krahs Namen nicht ein einziges Mal und hält sich stattdessen an das Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Ihre Rede ist eine Aneinanderreihung bewährter AfD-Klassiker: Sie schimpft auf Politiker der Ampel-Parteien, spricht von "geballter Inkompetenz". "Die würden in einem normal funktionierenden mittelständischen Unternehmen nicht mal mit der Kneifzange angefasst." Die Regierenden machten gezielt Politik gegen die eigene Bevölkerung, sagt sie. Und wer die Ukraine unterstützen wolle, der solle bitte selbst dorthin gehen. Die Anhänger hören das offenbar sehr gerne, der Saal tobt nach ihrer Rede, fast alle springen von den Stühlen auf.
Ähnliche Reaktionen ruft auch ein Wahlkampfspot hervor, der das Wahlprogramm der Rechtspopulisten in 100 Sekunden zusammenfasst. Auch darin die Klassiker der Partei: souveräne Nationalstaaten statt zentralisierte EU, Wiedereinstieg in die Atomkraft, harte Außengrenzen. Besonders laut johlt das Publikum beim Thema Gendern: "Nur Frauen können Mütter und Männer keine Frauen werden", heißt es in dem Film - oder: "Wir wissen: Fachkräfte kommen nicht mit dem Schlauchboot."
Vorwürfe gegen weiteren Kandidaten
Ein Problem hat die AfD aber nicht nur mit ihrem Europa-Spitzenkandidaten Krah. Auch gegen den Bundestagsabgeordneten Petr Bystron, der auf Platz zwei der Liste steht, gibt es Vorwürfe zu Russland-Verbindungen. Staatsanwaltschaften prüfen nach Medienberichten über mögliche Geldzahlungen bei beiden Politikern, ob Ermittlungen aufgenommen werden. Bei Krah wird zudem geprüft, ob es Ermittlungen wegen möglicher chinesischer Zahlungen geben soll. Krah steht zusätzlich unter Druck, weil einer seiner Mitarbeiter wegen mutmaßlicher Spionage für China verhaftet wurde. Der sächsische AfD-Politiker ist nach Aussagen kritischer Parteikollegen in der Vergangenheit immer wieder mit pro-chinesischen Äußerungen und Aktivitäten aufgefallen.
Beide Politiker haben gegenüber der AfD-Spitze versichert, kein Geld genommen zu haben. Sollten sich die Vorwürfe trotzdem bewahrheiten, drohen ihnen Konsequenzen, macht Chrupalla erneut deutlich. "Dass Meinungen und auch Positionen in der Alternative für Deutschland niemals käuflich sein werden, das verspreche ich", sagte er. Wer nachweislich käuflich sei, der müsse auch gehen. "Aber es muss bewiesen und nachgewiesen werden."