Prachtregion-Werbung Harte Jungs halten Hintern hin

Hildebrand Schönherr
Landrätin Peggy Greiser po-siert mit den Gunslingers, die für den Landkreis Werbung auf ihren Hintern machen. Foto: Landratsamt Schmalkalden-Meiningen/Michael Bauroth

Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen nutzt die Hintern der Footballer von Suhl Gunslingers als Reklamefläche für ihre Prachtregion. Droht jetzt der Landrätin die nächste Sexismus-Rüge des Werberates?

 
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Im Landratsamt Schmalkalden-Meiningen scheint es echte Werbe-Po-eten zu geben. Sie ersannen nicht nur den pfiffigen Beinamen „Prachtregion“ für Schmalkalden-Meiningen. Sie machen damit auch prominent Reklame. Auf dem Hintern der einzigen American-Football-Mannschaft Südthüringens, den Suhl Gunslingers, prangt der Schriftzug „Prachtregion.de“ – zunächst für eine Saison. Eine „niedrige vierstellige Summe“ gibt der Landkreis für diese Partnerschaft mit den harten Jungs aus, sagt ein Sprecher des Landratsamtes auf Nachfrage. Bei der Summe seien auch die Kosten für alle Werbebedruckungen mit dabei.

Landrätin Peggy Greiser (parteilos) betont, dass es sich nicht um eine Vereinsförderung, sondern um eine Werbepartnerschaft handelt. „Die Sportart und das Team passen einfach hervorragend zu unserer Marke Prachtregion“, findet die Kreischefin. American Football sei voll im Trend und nach Fußball die beliebteste Fernsehsportart in Deutschland. Bei Auswärtsspielen kommen die Gunslingers in der Verbandsliga weit herum und präsentieren die „Prachtregion“ unter anderem in Radebeul bei Dresden, im Burgenlandkreis und im Vogtland.

Die Kreischefin weiß allerdings auch, dass sie mit dieser Art Reklame po-larisiert. Schon 2018 warb der Landkreis mit dem doppeldeutigen Schriftzug auf der Hosenrückseite der Suhler Volleyballerinnen. Die Aktion fand vielfach ein po-sitives Echo, allerdings nicht überall. Der Deutsche Werberat konnte sich darüber nicht amüsieren. Er erteilte eine Rüge wegen vermeintlich sexistischer Werbung. Die Verantwortlichen im Landkreis nahmen’s gelassen. Landrätin Greiser stichelt jetzt sogar in Richtung Werberat: „Ich bin mal gespannt, ob wir jetzt auch kritisiert werden“, sagt sie und vergisst nicht zu erwähnen, dass der Schriftzug aufgrund der größeren Werbefläche nun auch größere Dimensionen annimmt und im Sinne der Gleichberechtigung nun Männerpos ziere.

Seine Heimspiele trägt das American-Football-Team mit der Werbung am Hintern auf dem Zella-Mehliser Sportplatz „Am Köpfchen“ aus. Zweimal die Woche trainiert die bis zu 60 Mann starke Truppe hier. Bis zu 500 Fans besuchen die Heimspiele. „Wir sind stolz, die Prachtregion präsentieren zu dürfen“, sagt Gunslingers-Vizepräsident Tom Lohfink. Er wird dann auch po-litisch mit einem Seitenhieb auf Suhl: „Wir identifizieren uns mit der Prachtregion, wo wir auch perspektivisch dauerhaft unsere neue sportliche Heimat sehen.“

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