Waldau - Ganz vorsichtig setzt der Mann mit dem Bart und der Brille das schmale Skalpell an. Der Scheinwerfer strahlt, macht es taghell um ihn herum. Die Stirnlampe hat er ebenfalls eingeschaltet. Damit die Schatten, die sein Körper auf seinen "Patienten" werfen, verschwinden. Rolf Möller sitzt in einem selbst gebauten Verhau inmitten der Waldauer Kirche. Er ist konzentriert, trägt mit ruhiger Hand Farbmillimeter um Farbmillimeter von der Emporenverkleidung ab, arbeitet sich Jahrhundert um Jahrhundert in der Zeit zurück. Mindestens vier Farbschichten muss er abtragen, bis er in der Renaissance angekommen ist. "Die Grünschicht stammt aus den 1960er Jahren. Die darunter ist weiß und noch etwas älter. Dann kommt eine Holzimitationsmalerei, die wohl um 1910 entstanden ist. Darunter ist die Barockfassung mit weiß und Blumen-Ornamenten. Die stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert." Und darunter ist das Bild aus der Renaissance-Zeit zu finden. Die prächtigen Bilder sind wohl so alt wie auch der Kirchenhimmel - und an dem prangt die Jahreszahl 1603. "Die Emporen-Bilder hat definitiv kein Wald-und-Wiesen-Maler erschaffen", ist sich Markus Heckert sicher. Der Waldauer Pfarrer vermutet, dass ein italienischer Künstler sich in der kleinen,aber geschichtsträchtigen Waldauer Kirche, die zum Teil wohl schon zur Templer-Zeit genutzt worden war, verwirklicht hat.